Blick ins Buch

Willkommen auf der Reise durch das zauberhafte Süditalien! In seinem Buch nimmt Dieter Jaeschke uns mit zu den schönsten Orten und den faszinierendsten Protagonisten dieses vielseitigen Landes. Wir erleben die reiche Geschichte, die beeindruckende Architektur und die lebendigen Traditionen, die Italien zu bieten hat. Ob malerische Dörfer, historische Städte oder charismatische Persönlichkeiten – lassen Sie sich von den einzigartigen Eindrücken inspirieren, die der Autor auf seinen Reisen gesammelt hat. Tauchen Sie ein in die Welt Süditaliens und entdecken Sie die Geschichten, die jedes der Reiseziele unvergesslich machen.

Nachfolgend ein kleiner Einblick in Orte und Protagonisten:

Procida

Sicht auf eine Burg, hochoben auf einem Felsen. Davor das Meer, im Hintergrund leicht bewölkter, blauer Himmel.
Terra Murata: Ansicht vom Meer
Foto: Stefan Schröer

2022 war die kleinste der drei Inseln im Golf von Neapel „Italienische Kulturhauptstadt“ – wie gut, dass kurz zuvor der Jahrzehnte verlassene Kerker, der hoch über der Insel thront, wieder für Besichtigungen geöffnet worden ist. Giovanna Actilio, Gymnasiallehrerin und Hotelchefin auf der Insel, führt uns durch die geheimnisvollen Gemäuer. Die großen Fenster sind glaslos, die Wände meterhoch, in der meeresfeuchten Luft rosten die alten Bettgestelle vor sich hin. Es riecht nach Salz und Muff.

Ein verrostetes Gitter einer Gefängniszelle, im Hintergrund gehen das blaue Meer und der blaue Himmel ineinander über.
Blick aus einer Zelle von Terra Murata
Foto: Dieter Jaeschke

„Das Gefängnis hatte wegen der ständigen Überbelegung und der prekären sanitären Anlagen einen schlechten Ruf“, erzählt Giovanna. Diese Misere war für die Häftlinge nicht unbedingt gewollt: Der Feudalherr Innico d’Avalos legte die Burg 1560 als Palast an. Was ursprünglich für einen kleinen Hofstaat gedacht war, diente später zeitweise für über 500 Gefangene.

Blonde Frau mit Schlüsselbund in der Hand vor verrostetem Tor
Giovanna mit den Schlüsseln zu Terra Murata
Foto: Dieter Jaeschke

(…) Bei den strengen Kontrollen scheint allein der Ausblick aus den Zellen ein kleiner Trost für die Verbannten gewesen zu sein. Eine schönere Sicht aus einem Gefängnis kann man sich zumindest kaum vorstellen. Durch die Gitterstäbe schaut man auf den Golf von Neapel, auf den Vesuv, auf Capri. Ein kleines weißes Segelschiff kreuzt vorbei. Je nach Sonnenstand schimmert das Meer mal silbern, mal azurblau. Mal tobt es, dann liegt es einfach nur da. Erhaben wie die Burg selbst, seit fast 500 Jahren.

Ischia

Foto: Stefan Schröer
Das Castello Aragonese da draußen vor der Bucht von Ischia, ein verwunschener Ort der Sagen und Legenden…
Foto: Stefan Schröer

Auf den ersten Blick wirkt der Ort wie eine Fiktion. Ganz gleich, ob man vom Meer heran schippert oder die engen Eselspfade hinunter steigt. Pastellfarbene Würfelhäuschen schmiegen sich im Sonnenlicht aneinander, dazwischen stellt die südliche Flora ziemlich unbescheiden zur Schau, was sie zu bieten hat.

Die kuschelige Piazzetta an der Hafenmole erinnert ein wenig an Capri, nur sind die Boutiquen nicht ganz so exklusiv wie dort. In den zwei Freiluftlokalen herrscht fröhliches Geschnatter bis nach Mitternacht, leger in Leinen und Seide gehüllte Italiener mit der Yacht vor der Bucht machen sich über Meeresgetier und köstliche Weißweine her. Irgendwie ist das alles zu schön, um wahr zu sein. Sant’Angelo – das Kampen von Ischia, ein mediterranes Disneyland? Bis vor kurzem schien diese Gleichung aufzugehen, bis der Müllskandal von Neapel auch Ischia in einen Strudel aus Negativschlagzeilen riss…

Cristofaro Iacono Foto: Martin van Haaren
Cristofaro Iacono, langjähriger Maître im Parkhotel Miramare auf Ischia, ist ein persönlicher Freund von Bundeskanzlerin Angela Merkel.
Foto: Martin van Haaren

Eine kraftvolle Morgensonne taucht die Terrasse des „Miramare“ in blendendes Licht. Cristofaro und seine Jungs decken Tische, bauen ein für süditalienische Verhältnisse schier dekadentes Buffet auf. Ein Maestrale sorgt für eine frische Brise, vertreibt die etwas drückende Schwüle der letzten Tage. „Così si sta bene“, „so geht’s uns wieder gut“, sagt Cristofaro. Der Mann in der schnieken weißen Uniform mit Goldkordel auf den Schultern arbeitet seit 43 Jahren im Miramare. Schon als Zwölfjähriger balancierte er Teller an die Tische. Er übersprang zwei Mittelschul-Klassen und machte den Hotelfach-Abschluss parallel zu den ersten Jahren seiner Berufstätigkeit. Sein Italienisch ist geschliffen, er gebraucht gekonnt den Konjunktiv der Bildungsbürger, nur ab und zu rutscht ihm ein „Eschprrresso“ für den Kaffee oder eine „Schprrremuta“ für den frisch gepressten Orangensaft heraus. Im neapolitanischen Dialekt wird das „s“ häufig zu einem leicht genuschelten „sch“. Auch die deutsche Bundeskanzlerin lässt sich immer wieder gern eine Spremuta auf der Terrasse servieren. […]

Merkel auf Ischia

Mit dem Schalk im Nacken erinnert sich einer der Camerieri, wie Merkel ein Häppchen Pancetta, Bauchfleisch, brüsk zurückwies. Und ihr Mann Joachim Sauer anschließend mit verschwörerischen Blick darum bat, ihm doch ein Stückchen zu servieren – unter dem Salatblatt.

Irgendwann lassen sich die Ersten zum Aperitivo nieder. Die ganze Piazzetta wird zum Freiluftlokal, der Duft frisch gebratenen Fischs vermischt sich mit dem Salzgeruch des Meeres. Auch auf der Terrasse von Merkels Hotel versammeln sich die Gäste zum Abendessen. Werden Antipasti und Pasta-Gerichte noch beim letzten Tageslicht kredenzt, bricht zum zweiten Gang die Nacht herein. Romantiker dehnen das Mahl über den ganzen Abend aus, weil sie sich vom Blick auf die Maronti-Bucht einfach nicht lösen können.

Und nochmal: Procida

Procida, Karfreitagsprozession Foto: Stefan Schröer
Bei der Karfreitagsprozession auf Procida schleppen die Gruppen auf teils meterhohen Gewerken die Ergebnisse ihrer wochenlangen Arbeit den steilen Abhang hinunter.
Foto: Stefan Schröer

Mädchen dürfen bei der Prozession erst ganz am Schluss laufen, eine Handvoll nur, doch dazu später. Erst muss hiermal dieser Jesus ordentliches Blut auf die Hüfte gemalt bekommen! „Oeh, Roberto, nimm mal den Pinsel an!“, brüllt Michele. Dann tritt er aus dem Zelt, um in der Bar „Il Castello“ ein Cornetto-Eis zu holen.

Procida Foto: Martin van Haaren
Die Marina Corricella von Procida (hier ein Blick von der Terrasse des Hotels “La Casa sul Mare”) gilt als eines der schönsten Küstenörtchen Italiens.
Foto: Martin van Haaren

Für den Blick links hinten rüber auf den Golf von Neapel hat Michè derzeit kein Auge. Traumhaft ist diese Aussicht aber schon. Der Vesuv wabert im fernen Dunst, das Meer davor schimmert in tiefem Blau, rechts davon zeichnet sich das stolze Capri ab.

Ravello

Vincenzo Palumbo Foto: Dieter Jaeschke
Der “Axel Munthe von Ravello”: Prof. Vincenzo Palumbo hat einen unermüdlichen Bau- und Gestaltungseifer.
Foto: Dieter Jaeschke

Vincenzo Palumbo ist der Axel Munthe von Ravello!

[…] Dann erreicht der Blick das Meer. Majestätisch erstreckt es sich über den Golf, mal azur glänzend, dann tiefblau schillernd, irgendwo am Horizont geht es in hellere Töne und schließlich in den Himmel über. Leichter Wind streichelt die Wangen.

Ravello Foto: Dieter Jaeschke
Das Panorama der “Terrasse des Unendlichen” der Villa Cimbrone in Ravello gibt den Blick frei auf den gesamten Golf von Salerno. Gewaltig ist das!
Foto: Dieter Jaeschke

Zu allem Überfluss stehen kleine weiße Büsten, die an griechische Götter erinnern, an der Balustrade. Sie verstärken noch den Eindruck, dass dieser Ort kein irdischer sei. Ein Naturschauspiel. „Man hält das Meerufer zwischen Reggio und Gaeta für eine der lieblichsten Gegenden Italiens“, schrieb schon Boccaccio im Dekameron – und meinte doch genau Ravello. […]

Neapel

Neapel Foto: Dieter Jaeschke
In dunklen Gewölben unter Altstadt-Pfarrkirchen leben die Neapolitaner ihr inniges Verhältnis zum Jenseits aus.
Foto: Dieter Jaeschke

In der Altstadt von Neapel steht Bruno Pisano auf den steilen Stufen vor der Kirche Santa Maria del Purgatorio. Seine braunen Augen funkeln, ein geheimnisvolles Schmunzeln huscht beim Erzählen über sein Gesicht. Es ist ganz so, als würde der Mann von einer heimlichen Geliebten schwärmen, so sehr spiegelt sich seine Leidenschaft in Mimik und Gestik. Dabei erzählt der Mann von der Geschichte der Stadt und ihrem Totenkult. Wie bitte, Totenkult? In diesem quirligen Leben? […]

Bruno Pisano Foto: Dieter Jaeschke
Bruno Pisano ist ein geistreicher Führer durch die “alte Stadt” von Neapel.
Foto: Dieter Jaeschke

Ein Schönling mit gegeltem Haar und riesiger Sonnenbrille hat Nägel mit Köpfen gemacht: Er hat sich das Vuitton-Imitat gleich ganz über seinen Rollersitz gespannt. Eines ist klar: Louis-Vuitton-Fakes werden in Neapel häufiger getragen als Lidl-Tüten in Wedding.

Melfi (Location Spielfilm „Io non ho paura“)

Giuseppe Cristiano mit Dieter Jaeschke Foto: Stefan Schröer
Jungschauspieler Giuseppe Cristiano (li.) berichtet Dieter Jaeschke von den Dreharbeiten.
Foto: Stefan Schröer

Im Fond eines alten Cabrios kommen wir ins Gespräch, während der dunkelblaue BMW 318i an den Kornfeldern vorbeirauscht und nur der Fahrtwind die Hitze erträglich macht. Überall liegen frisch gepresste Strohballen in der Sonne. Es geht ins Grenzland von Basilikata und Apulien, auf die Spuren des Films, der Giuseppes Leben verändert hat. Wer den Film gesehen hat, erkennt diese Kulisse nördlich von Melfi auf Anhieb. Eine nur durch Kornfelder strukturierte und fast menschenleere Gegend ist das, still und erhaben zugleich.

Melfi Foto: Gerardo Cecere
Die Kornfelder rund um Melfi bilden die Kulisse der Romanverfilmung “Io non ho paura”/”Ich habe keine Angst” von Niccolò Ammaniti.
Foto: Gerardo Cecere

Die meisten der Felder sind schon abgedroschen. In weichen Kurven haben sich die Spuren der Traktoren in die Erde gegraben. Auf ein paar Feldern steht der Weizen noch. Hier trifft das Bild vom wogenden Ozean am besten, die Ähren wiegen sich im leichten Wind. Manchmal tupft Mohn etwas Rot in dieses Goldgelb, noch seltener sprenkeln kleine Olivenhaine etwas Grün dazu, ganz als wollten sie sagen…

Craco

Craco Foto: Martin van Haaren
Auch Mel Gibson ist der düsteren Faszination der Geisterstadt Craco erlegen: Er drehte hier für seinen Film „Die Passion Christi“ das letzte Abendmahl.
Foto: Martin van Haaren

Aus der Nähe betrachtet sieht die Stadt aus wie nach einem schweren Bombenangriff. Dächer sind eingestürzt, schiefe Wände stützen sich aneinander, um nicht umzuknicken. „Betreten bei Strafe verboten!“ Mehrere Schilder stellen sich dem Neugierigen in den Weg. Doch nirgends ist Italiens Staat weiter weg als in diesen verlassenen Zipfeln des Südens. Die Versuchung ist groß…

Pitigliano

Loreta Lazzeri Guastini Foto: Martin van Haaren
Signora Loreta Lazzeri Guastini hat jahrzehntelang ein Hotel in der Südtoskana geführt.
Foto: Martin van Haaren

Die Traditionen des Hauses, das sind besonders die Gerichte der jüdischen Küche, die seit Jahrzehnten auf der Karte stehen. Ein solches Menü beginnt beispielsweise mit einer Suppe namens „Acqua cotta“, die dank Zutaten wie Sellerie, Zwiebeln und Spinat längst nicht so schlicht schmeckt, wie ihr Name vermuten lässt. Als Primo folgen Tortelli mit Ricotta und Spinat. Hört sich nicht ungewöhnlich an.

Häuser, die aus dem Fels zu wachsen scheinen: Pitigliano ist eine von drei bizarren Etruskerstädten im Süden der Toskana. Foto: Martin van Haaren
Häuser, die aus dem Fels zu wachsen scheinen: Pitigliano ist eine von drei bizarren Etruskerstädten im Süden der Toskana.
Foto: Martin van Haaren

„Aspetti“, „warten Sie!“, lacht die Signora, „Zimt kommt ja auch noch dazu.“ Dass Pecorino großzügig über die dampfende Pasta gegeben wird, macht das Gericht zu einem toskanisch-koscheren Gaumenschmaus. Das Interesse für die jüdische Kultur hat einen traurigen Hintergrund: Als Teenager musste Loreta in Arezzo mit ansehen, wie… […]

Bonuskapitel über Melfi („Io non ho paura“) in italienischer Sprache

Quattro anni dopo le riprese, quel bambino è diventato un adolescente. Capelli neri e crespi, occhi svegli che brillano con franchezza. Indossa una polo bianca e attillata con motivi floreali, jeans di Armani e scarpe da tennis che luccicano argentee al sole. Sul sedile posteriore di una vecchia cabriolet BMW 318i stiamo andando nella zona di confine tra Basilicata e Puglia, sulle tracce del film che ha cambiato la vita di Giuseppe. Chi ha visto il film riconosce immediatamente questo scenario a nord di Melfi. È un paesaggio quasi deserto, articolato solamente dai campi di grano, silenzioso e sublime al tempo stesso. La maggior parte dei campi è già stata trebbiata. Le tracce dei trattori sono rimaste impresse nella terra in curve morbide. Su qualche campo c’è ancora il grano. Qui l’immagine del gran mare ondoso è davvero appropriata, le spighe si dondolano nel vento leggero.