„Ich verzieh es allen, die in Neapel von Sinnen kommen.“
Goethe – Tagebuch der Italienischen Reise
27. Feburar 1787
Viele meiner schönsten Kindheitserinnerungen sind mit Süditalien verbunden. Den Urlauben mit Eltern und Schwester folgten bald die ersten Reisen auf eigene Faust; dem Wunsch, diese Eindrücke mitzuteilen, Artikel im „Reisejournal“ der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung. Mit dem Studium der Geschichte und Romanistik war die Neugier gelegt, weitere Landstriche dieser faszinierenden Regionen südlich von Rom kennenzulernen: Kampanien, Kalabrien, die Basilikata. Aus zufälligen Begegnungen mit den Menschen dort wuchsen Bekanntschaften, aus manchen wurden Freundschaften.
Süditalien wird selten differenziert gesehen. Entweder ist es der hoffnungslos verbrämte Sehnsuchtsort mit magischem Sirenengesang – oder das Schandmal von Korruption und Misswirtschaft. Letztlich wird sich jeder Reisende sein eigenes Bild vom “Mezzogiorno” machen. „Italienische Reisen“ ist eine Einladung zu einigen der schönsten Orte in Süditalien. Sechs der sieben Kapitel dieses Buches sind in den Jahren 2007 bis 2009 als Beiträge im Reiseteil der Süddeutschen Zeitung erschienen. Hier werden sie nun in der ungekürzten „Originalfassung“ veröffentlicht – mit einem neuen Beitrag über Neapel und der italienischen Übersetzung des Kapitels über Giuseppe Cristiano aus dem Spielfilm “Io non ho paura” / „Ich habe keine Angst“.